Nicht nur Lenition (séimhiú) und Eklipse (urú), sondern (z.T. damit im Zusammenhang) auch das Vorsetzen der Buchstaben t, h, n verändern den Anlaut von Wörtern.
Hier etwas zur Ursache dieser Vorsätze.
t-Vorsatz (an réamhlitir t)
Schreibweise: vor s: ts in Großschreibung:
tS vor Vokal: t-a, t-e, etc. in Großschreibung: tA, tE, etc. z.B. an tÉireannach = der Ire
Aussprache: Das s nach t-Vorsatz wird nicht gesprochen: an tsráid [tra:d′]
Verwendung:
Der t-Vorsatz vor s tritt ein, wo bei anderen Konsonanten sonst Lenition auftritt. Im Gegensatz dazu tritt t-Vorsatz vor Vokal dort auf, wo vor Konsonanten weder Lenition noch Eklipse auftreten würde. Es sind zwei verschiedene Prinzipien. Gemeinsam ist beiden ihre Herkunft vom Artikel, weshalb der t-Vorsatz im Standard auch nur nach Artikel an auftritt.
vor Substantiven mit Vokal- nach Artikel an
im Nominativ/Akkusativ bei maskulinen Substantiven, z.B.: an t-úll = der Apfel/den Apfel
(nicht im Genitiv und Dativ, z.B.: craiceann an úill = die Haut des Apfels, ar an úll = auf dem Apfel)
vor Substantiven mit s- nach Artikel an (nur wenn s gefolgt von Vokal oder l, n, r)
im Nominativ/Akkusativ bei femininen Substantiven: an tsráid = die Straße
im Genitiv bei maskulinen Substantiven: an tsagairt = des Priesters
im Dativ, d.h. nach vielen Präpositionen + Artikel
in Connacht und im Standardnur bei femininen Substantiven, auch wenn sonst Eklipse erforderlich wäre: ar an tsráid = auf der Straße,
jedoch nicht bei maskulinen Substantiven: ag an sagart = beim Priester
in Ulster bei femininen und maskulinen Substantiven: ag an tsagart = beim Priester
in Munster bei femininen und maskulinen Substantiven nur nach den lenierenden Formen den (de + an), don (do + an), sa (i + an): don tsagart = zum Priester
vor Zahlen mit Vokal- nach Artikel an im Nominativ/Akkusativ egal ob von femininen oder maskulinen Sunstantiv gefolgt: an t-aon bhád amháin = das eine Boot, an t-aonú .....deag, an t-ochtú, an t-ochtódú, an t-ochtar, an t-ocht. (nicht im Dativ: ar an ochtar)
vor Zahlen mit s- nach Artikel im Genitiv erfolgt jedoch im Standard kein t-Vorsatz. Dies betrifft sowohl (subst. und adj.) Kardinalzahlen (z.B.: sé = 6, seachtó = 70) als auch Ordnungszahlen (séú = sechste, seachtodú = siebzigste), z.B.: i dtoiseach an seachtú haois déag = zu Beginn des 17. Jh. Bei den Personalzahlen seisear und seachtar erfolgt jedoch t-Vorsatz im Genitiv, z.B.: i measc an tseachtair = inmitten der Sieben
Mundartlich vor s- nach -n, wenn -n in anderen Wörtern als dem Artikel, und tw. nach -l, z.B. auf Árainn-Inseln: an-tsean = sehr alt, fuil tsróine = Nasenbluten statt Standard an-sean, fuil sróine), oft nach aon (mundartlich aon tsúil = ein Auge; Standard: aon súil)
Etymologisch ist dies meist falsch (der t-Vorsatz ist ja etymologisch Teil des Artikels), dennoch ist es in den Dialekten weitberbreitet und möglicherweise als phonologisch bedingte Epenthese zu erklären.
Manchmal tritt t-Vorsatz auch in Eigennamen nach heutigem -nn auf, z.B. nach Clann = Kinder: Clann tSuibhne = Familie MacSweeney. Hier wohl durch älteres *cland Shuibhne bedingt. Ebenso beim Ortsnamen Cionn tSáile = Kinsale.
Es tritt aber auch in anderen Eigennamen auf ohne histor. End-d, entsprechend dem jew. Dialekt-Gebrauch, z.B.: Cill tSéine (Kilteany, Co. Mayo), Cill tSíle (Kilseily, Co. Clare), Cill tSeáin (Kilshane, Co. Tipperary), Coill tSíomóin (Kiltimon, Co. Wicklow), Oileán tSeanaigh (Illauntannig) und Fearann tSeáin (Farrantaun, Co. Kerry)
t mit Apostroph ist kein t-Vorsatz sondern eine Kürzung des Possessivpronomens do = dein. z.B.: t’uncail = dein Onkel
h-Vorsatz (an réamhlitir h)
Schreibweise:
vor Vokal: ha, he, etc. in Großschreibung: hA, hE, etc. z.B.: Poblacht na hÉireann = Republik Irland Nur in älterer Orthographie wurde ein Bindestrich verwendet (h-a, h-e, etc.)
Verwendung:
h-Vorsatz wird nur vor vokalisch beginnenden Wörtern verwendet. Er dient allg. der Aussprachevereinfachung, wenn 2 Vokale aufeinandertreffen und weder Lenition noch Eklipse nötig wäre.
D.h., es ist eine spezifische Form des lomadh, der sog. 3. "Anlautveränderung", die durch das simple Nichtauftreten von Lenition und Eklipse gekennzeichnet ist.
h-Vorsatz tritt auf:
vor Substantiven
nach Artikel na
im Nominativ/Akkusativ/Dativ Plural: na héin = die Vögel
im Genitiv Singular bei femininen Substantiven: na hoifige = des Büros
nach a = ihr (Possessivpronomen 3.Pers.Sing.fem.): a huncail = ihr Onkel
auch nach a dhá = ihre beiden: a dhá húll = ihre beiden Äpfel
im Plural nach trí, ceithre, cúig, sé (insbes. vor uaire, orlaí): trí huaire = 3 Stunden.
Auch nach der Zahl cúig steht oft und im Standard stets h-Vorsatz, obwohl diese mit Konsonant endet: cúig horlaí = 3 Zoll (kein h-Vorsatz bei Substantiven im Singular: trí úll = 3 Äpfel)
nach Ordnungszahlen (außer an chéad) an tríú húll = der 3. Apfel
nach nicht-lenierenden Präpositionen
nach le = mit: le hÚna = mit Úna
nach go = nach, zu: go hÉirinn = nach Irland
nach cá = welcher: cá háit = wo ("welcher Ort"), cá haois = wie alt ("welches Alter");
(jedoch nicht wenn cá in der Bedeutung wo oder wie auftritt.)
in Namen mit Ó: Ó hEidhin, Ó hAnluain,
h-Vorsatz verschwindet nach lenierendem Ní oder Uí (Ní Eidhin, Uí Anluain)
Nach ní (neg. Kopulaform) nur in folg. Fällen:
Substantive áibhéil (Übertreibung), ionadh (Wunder), iontas (Wunder), ualach (Belastung),
z.B.: Ní hiontas ar bith é sin. = Das ist überhaupt kein Wunder.
Kopula-Wendungen mit Substantiv und Präpositionen: acmhainn do (sich leisten können), áil le (wünschen), aitheanta do (jmd. kennen), aithnid do (jmd. kennen), éadáil le (jmd. nützen), ealaín do (jmd. anstehen), éigean do (müssen), eol do (wissen),
z.B.: Ní heol dó a athrach. = Er weiß nichts anderes.
In Sprichwörtern: Ní heolas/haithne go haontíos. = Man kennt jmd. nicht bevor man nicht mit ihm zusammenlebt.
Substantive bleiben sonst nach ní jedoch unverändert: Ní amadán é = Er ist kein Dummkopf.
vor Pronomen (é, í, iad, ea, eo, in, iúd)
nach ní (neg. Kopulaform) ní hé = er ist nicht, ní hea = es ist nicht, ní hiad = sie sind nicht.
nach cé (wer) cé hé = wer ist er
nach cá (was) mit Präpositionalpronomen: cá hair? = auf was?
nach pé (wer auch immer) pé hé tú féin = wer auch immer du bist
vor Adjektiven / Adverben
nach go (Adverbialpartikel) go holc = schlecht
nach chomh (= so, gesprochen [xo]) chomh holc = so schlecht
nach ní (neg. Kopulaform) nur in folgenden Fällen:
Adjektive: amháin (nur), aon (ein), ionann (gleich), iondúil (gewöhnlich), ansa (schwierig)
z.B.: ní hionann iad = sie sind nicht gleich, ní hansa = eigentlich (wörtlich: nicht-ist schwierig)
Adjektive in Kopula-Wendungen mit Präposition eagal do (befürchten), oircheas do (recht sein)
z.B.: Ní heagal duit an madra. = Du brauchst keine Angst zu haben vor dem Hund.
Adverbien: amhlaidh (so), annamh (selten)
vor Verben
nach der Imperativ-Verbalpartikel ná: z.B.: Ná habair é! = Sag es nicht!
nach der neg. Frage-Verbalpartikel und Konjunktion ná (in Munster üblich): z.B.: Ná hólair é? = Trinkst du es nicht?
vor der autonomen Verbform (Saorbhriathar) (so nicht im Standard)
im Präteritum nach der Präteritum-Partikel do, z.B.: do hóladh = man trank, dialektal aber auch, wenn do weggelassen wird: z.B.: hóladh = man trank, himríodh = man spielte
im Präteritum auch nach auf -r endenden Verbalpartikeln (níor, gur, ar, etc.), z.B.: Níor hóladh é. = Man trank es nicht.
in allen Zeitformen (außer Konditional) nach sonst lenierenden vokalisch endenden Wörtern, z.B.: nuair a hóltar = wenn man trinkt, an cluiche a himrítear = das Spiel, das man spielt
vor Zahlwörtern 1 und 8 nach der Zahlpartikel a: a haon, a hocht
in Wochentagensadverbien mit Dé ( = Tag) Dé hAoine = Freitag
n-Vorsatz (an réamhlitir n)
Schreibweise:
vor Vokal: n-a, n-e, etc. bei Großschreibung: nA, nE: z.B.: Tir na nÓg = Land der Jugend
Verwendung
Vor Vokal bei Eklipse verlangenden Wörtern/Partikeln. z.B.: ár n-uncail = unser Onkel;
(es sei denn dieses endet bereits auf -n, also nicht nach an: ar an úll = auf dem Apfel! Dies ist eine Konvention der Schrift, es ergäbe sich kein Unterschied in der Aussprache, schriebe man *ar an n-úll)
nicht nach der Präposition i: stattdessen in: in Éirinn = in Irland (dies ist eine reine Konvention der Schrift, die Aussprache ist gleich zu i nÉireann, das gelegtl. auch auftritt und in älterer Orthographie die Regel war.)
Verbalnomen nach le in der Bedeutung "(um) zu" (in Connacht, Munster): Cad a bheidh agat le n-ól = Was willst du zu trinken haben? ("was wirst du haben um zu trinken?"), obwohl nach le sonst keine Eklipse auftritt. (Schreibung auch len’, da von einer Form lena (le + a) abstammend gedacht.
Auch Objektpronomen é, í, iad des Verbalnomens können nach le n-Vorsatz tragen: le n-é a dhéanamh = um es zu tun, nicht jedoch Substantivobjekte
andere Vorsätze (réamhlitreacha eile)
Alle anderen vorgesetzten Einzelkonsonanten vor Wörtern, die mit Vokal oder fh- beginnen, sind Kurzformen echter Wörter und somit keine eigentlichen Vorsätze oder Anlautveränderungen im Sinne von t-, h-, n-.
Da es Kürzungen ganzer Wörter sind, werden sie mit Apostroph geschrieben.
Wichtig zu erwähnen sind:
d’ vor Verben im Präteritum, Imperfekt und Konditional.
Kürzung der Vergangenheits-Partikeldo, die (außer in Munster) nurmehr vor Vokal und fh- auftritt, also nurmehr in der Form d’
z.B.: d’ól mé = ich trank.
d’, t’ vor Substantiven.
Kürzung des Possessivpronomensdo = dein. d’ ist die Ulster- und Standardform, in den anderen Dialekten überwiegt t’.
z.B.: t’athair, d’athair = dein Vater.
m’ vor Substantiven.
Kürzung des Possessivpronomensmo = mein.
z.B.: m’athair = mein Vater Selten leniert mh’, v.a. in Beteuerungen, z.B.: ar mh’ainm = bei meiner Seele
d’ vor Substantiven.
Kürzung der Präpositionen do = zu oder de = von z.B.: d’athair = zu einem Vater, von einem Vater
b’ vor Substantiven oder Adjektiven (eklipsiert mb’)
Kürzung der Kopulaform im Präteritum/Konditional ba = war/wäre.
z.B.: b’fhéidir = wäre möglich (= vielleicht), gach rud dá mb’fhéidir = alles mögliche